Wo trifft man heutzutage noch einen Spielmann – einen,
der kein Blatt vor den Mund nimmt und seine eigenen Songs und Texte auf
außergewöhnliche Art und Weise hervorragend präsentiert? Durch unseren Kulturförderverein
Leuchtfeder e.V. haben wir ihn gesucht und sofort an seinen Haaren
herbeigezogen!
Keine Sorge. Eigentlich rief die Leuchtfeder (genauer
geschrieben: Harry Michael Liedtke) nur und Michael Voelkel aus Wanne-Eickel folgte
mit seinem Holzwägelchen, seinen Instrumenten und viel guter Laune im Gepäck diesem
Ruf.
Ich und meine Tochter Natascha haben Harry Michael
Liedtkes Kunstgeschmack einmal mehr vertraut und erlebten den Spielmann das
erste Mal in Gladbeck, vor dem Café Stilbruch.
Flexibel, wie Michael Voelkel nun einmal ist, erzählte
er uns seine „schäbbigen Geschichten“ und spielte „schockschwere Songs“ mitten
auf der Straße. Na ja, nicht ganz. Eigentlich direkt vor dem Stilbruch am
Eingang. Es entstand eine Atmosphäre wie im Mittelalter. Es war echt wie anno
dunnemals. Gespannt, aber heimlich lauschten die Menschen hinter den Gladbecker
Fenstern mit uns – Michaels temperamentvolle Spielart riss uns völlig in seinen
Bann.
Und sogar der Himmelsbote sorgte dafür, dass wir
unserem Spielmann Michael Voelkel alle sehr nahe kommen durften. Als es plötzlich
wie aus Eimern schüttete, rückten wir die Stühle einfach zusammen und lauschten
weiterhin, unter regendichten Sonnenschirmen, seinen weisen Worten. Wir waren
neugierig und wollten nun endlich von ihm wissen, wie Songs für erfahrene Ehemänner
aussahen oder warum vernünftige oder unvernünftige BURSCHEN am Ende doch
selbstständig geworden sind. Michael Voelkels irische Mittelalterklänge
schwirrten noch bis tief am Abend durch die Gladbecker Gassen, denn niemand
wollte an diesem Abend wirklich nach Hause gehen.
Als wir Michael das nächste Mal wiedersahen, ging es
etwas kultivierter, aber keinesfalls gesitteter zu. Wir lauschten seinem
Programm im Il Vinaio, DEM angesagten Weinladen in der Bottroper Innenstadt.
Und unser Barde gab mal wieder alles. Wie gesegnet er immer doch von der Muse
geküsst wird! Der Spielmann eroberte unsere wippenden Fußspitzen natürlich mit
seiner Gitarre, aber auch mit seiner umgebauten Waldzitter, einer frechen Blockflöte,
einem – horcht! – Krümborn und einer selbstverständlich allen bekanntem
Baltzitter. Fast hätte ich den Dudelsack vergessen! Ganz schön gewitzt, dieser
Spielmann Michael Voelkel!
Mit diesen Instrumenten verriet er uns auf seine
schelmische Art schottische und irische Geheimnisse, verkündete Sagen über siebzig
spezielle Jungfrauen, über Gürteltiere im Tee, über gehemmte Libido oder über
kuriose Phantomerektionen.
Und dann gab es noch einen Wettkampf! Spielmann Michael
Voelkel forderte uns als Publikum heraus, unsere Ärmel hochzukrempeln und ihm musikalisch
zu folgen. Klar, wir waren voll dabei! Unschuldig ging es los – dann hat es sich
indes wellenartig verschnellert (tatsächlich trat zu diesem Zeitpunkt irische
Feierlichkeit ein) und wurde immer temperamentvoller, rasanterer, lauter ... Es
steigerte sich ins Unermessliche (selbst Speedy Gonzales wäre mit diesem Rhythmus
nicht mehr mitgekommen!). Und soll ich wirklich verraten, wer der
Publikumsgewinner war? Der, der bis zum Schluss tapfer und hochkonzentriert
Michaels Tempo bis zum Schluss fehlerlos folgen konnte? HARRY MICHAEL LIEDTKE!
Jawohl! Was für ein ereignisreicher Abend dank Michael Voelkel.
Fast zum Ende des Programms erzählte er mit seiner
tiefen, äußerst sympathischen Stimme die Geschichte der SCHNEESEEKLEEREHZEHWEHTEEFEE
– ja, wir haben an diesem Tag im IL VINAIO nicht nur ein außergewöhnliches
Ambiente genossen und dort erlesene Weine getrunken, sondern ließen uns wieder
einmal von Michaels umwerfendem Talent verzaubern!
Nun, da wir von Michael immer noch nicht genug hatten
und wir doch noch unbedingt von ihm musikalisch wissen wollten, was die
Schotten unter ihren Kilts tragen, folgten wir unserem Spielmann schließlich auch
nach Hattingen ins Wirtshaus Ost-Eck.
Dort wurden wir so richtig verwöhnt. Restaurantbesitzer
und Koch Markus Kuzminski präsentierte uns ein wahres und einzigartiges
Rittermahl. Wein, Fleisch, Barde und Gesang! Was braucht Frau mehr, um sich
einen unvergesslichen Abend zu gönnen?
Unser Spielmann Michael gab uns auch bei diesem Event viele
mittelalterliche Trinkertipps und zeigte uns durchaus wundersame
mittelalterliche Dinge: etwa das Handy! Dann staunten wir über eine ganz andere
Art des Rattenfängers und was wir endlich, dank unseres Spielmanns, alles über
diesen schmuddeligen Gesellen wissen müssten. Keine Sekunde lang gab es einen
Kampf der Trübseligkeit. Dank Michael Voelkel waren wir Zeitreisende, die sich
sehr gern von ihm umgarnen ließen und ihren Wegzoll gern bezahlten.
MICHAEL VOELKEL, ein einzigartiger Spielmann, der sein
Publikum immer wieder mit einem ausgefallenen Programm, mittelalterlichem
Talent und schäbbigen Liedern in seinem Bann reißen wird. Michael hat uns
überzeugt. Ab jetzt lautet das Motto: Der Barde tritt auf und wir folgen seinem
Ruf!
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